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Buddhismus für die moderne wetteifernde Gesellschaft

Die Menschen leben nun im 21. Jahrhundert, und die Gesellschaft in diesem Jahrhundert ist völlig verschieden von der antiken Welt. Der moderne Mensch erntet rapide die guten und schlechten Ergebnisse seines wissenschaftlichen Fortschritts. Wir sind nicht berechtigt zu sagen, der antike Mensch sei besser als der moderne, aber es scheint, als würde der moderne Mensch auf die Gefahren von Kriegsspielen und vieler sozioökonomischen und anderer politischer Probleme zusteuern. Es muss nicht gesagt werden, dass die Welt, in der wir heute leben, sehr kompliziert und mit Gewirr (jata) vernebelt ist. Der Mensch der Antike musste nur mit Naturkatastrophen und plötzlichen, schrecklichen Unglücke wie eine große Flut, ein Feuer oder ein Erdbeben fertig werden. Aber der moderne Mensch steht der Gefahr der Ausrottung aufgrund seiner bösen und unmoralischen Taten gegenüber. Einige politische Philosophen und bekannte Wissenschaftler sind der Auffassung, die ganze Welt könnte durch einen Atomkrieg oder einen anderen fürchterlichen Krieg in Mitleidenschaft gezogen werden.

Jeden Tag entstehen hunderte vorher unbekannter Probleme und neue Schwierigkeiten. Wir stehen – um nur einige zu nennen – Depression, Beschaffungskriminalität, Umweltverschmutzung, Arbeitslosigkeit, Fettleibigkeit, Selbstmord unter Jugendlichen, Bandenkriminalität, Vernachlässigung der Eltern im Seniorenalter, Arbeitssucht, Überbevölkerung, Terrorismus im großem Umfang und revolutionärer Aktivitäten verschiedener Gruppen gegenüber. Kurz, die gesamte menschliche Gesellschaft befindet sich im Zustand des Chaos. Kann dieser chaotische Zustand behoben oder beendet werden? Wer ist hier um eine angemessene Abhilfe oder Führung zu geben um von diesen menschengemachten Probleme abzuhelfen? Menschen, die vor Gier und Geld blind sind, haben kein Empfinden für diese gestörte Situation. Ist es daher nicht falsch zu sagen, dass der Moderne Mensch sich sein eigenes Grab gräbt?

Unsere Gesellschaft ist heute genusssüchtig (kāmagavesi), geldzentriert und sehr wetteifernd. Ist das der richtige Weg ein erfolgreiches Leben mit einem friedvollem Geist zu führen? Der Mensch sucht sein Glück über den Konkurrenzkampf, aber so findet er es nicht. Er ist fehlgeleitet und die wahre Natur seines Geistes wird ausgebeutet. Ihm wurde beigebracht genusssüchtige Haltungen und Handlungen zu kultivieren. Der Konkurrenzkampf erzeugt einen egoistischen Geist, Unglück und einen Mangel an Zufriedenheit (attito). So ist die Natur des Konkurrenzkampfes. Als eine Folge davon neigen die Menschen dazu fordernd, unglaubwürdig, verleumderisch, argwöhnisch, eifersüchtig und frustriert zu werden, wenn sich die Wünsche erfüllen, so dass es nur wenige wahrhaft harmonische soziale Beziehungen (sammā-samaggi) unter den Menschen gibt. Daher benötigen wir einen einen dringenden Wandel in den Einstellungen der Menschen. Was ist die Antwort auf dieses Unglück und dem Mangel an Zufriedenheit? Gibt es einen ethischen oder religiösen Gedanken oder eine wissenschaftliche Erkenntnis für diese verirrte Gesellschaft unserer post-industriellen Welt, der ihr Frieden und Zusammenhalt bringen könnte?

Albert Einstein – der als der Vater der modernen Wissenschaft betrachtet wird – gab folgende Antwort:

Wenn es eine Religion gibt, die für dem modernen wissenschaftlichen Geist annehmbar ist, dann ist es der Buddhismus. Er ist fähig Frieden, Wohlstand und Glück in diese tiefgreifend gestörten Welt zu bringen.

Es ist höchste Zeit für uns diese Worte des Wissenschaftlers besonders zu beachten. Nachdem er ein tiefes Wissen und Verständnis vieler Religionen erlangte, wies er auf die für den modernen wissenschaftlichen Geist annehmbare Religion hin.

Der Buddhismus lehnt alle mythischen Anschauungen ab und er pflasterte den Weg zum Herunterreißen des Vorhangs dogmatischer Ansichten zur Zeit des Buddha. Er lehrt uns einen offenen Geist zu haben und alle voreingenommenen Ideen und Vorurteile abzubauen. Der Buddhismus ist keine Geheimlehre; er steht allen Menschen gleichermaßen offen. Es ist keine theistische Religion, noch ist es eine Religion im Sinne des Begriffs „Religion“.

Es gibt kein Konzept eines übernatürlichen Gottes im frühem Buddhismus. Es ist kein System eines devotionalen Glaubens (bhakti). Der Buddhismus fordert keinen blinden Glauben von seinen Anhängern. Stattdessen lehrt er uns sich zu erkundigen und zu erforschen und Vertrauen (saddhā) von dieser Untersuchung abzuleiten. Es gibt zwei Arten von Saddhā:

  1. amulikā saddhā: blinder Glaube, der auf Schrifttum, Tradition oder Autorität beruht
  2. ākāravatīsaddhā: Vertrauen, der auf Nachforschung beruht

Anhänger des Buddhismus sind angewiesen ākāravatīsaddhā zu kultivieren, dagegen soll amulikā saddhā, was uns zur Blindheit für Erkenntnis und Einsicht führen könnte, aufgegeben werden. Das Kālāma Sutta im Aṅguttara Nikāya zeigt den Weg zur richtigen Erkenntnis, vom Heilsamen (kusala) und Unheilsam (akusala) zu erlangen, und es zeigt uns den Weg die Realität zu erfassen. Das Kālāma Sūtra kann man einfach als eine embryonische Form wissenschaftlichen Denkens ansehen.

Was ist die buddhistische Haltung zu den Problemen des modernen Menschen? Schlägt er einen Weg, eine Antwort auf diese fortschreitenden Schwierigkeiten vor? Bevor er Lösungen zu den verschiedenen Problemen des modernen Menschen gibt, fordert er uns auf die wahren Ursachen dieser Probleme zu hinterfragen. Er sagt, dass sich alle Probleme der Menschen auf Gier (lobha), Hass (dosa) und Verblendung (moha) gründen.

Der Mensch missbraucht die natürlichen Ressourcen und baut verderbliche Atomwaffen. Warum stellt er nukleare Interkontinentalraketen und lasergesteuerte Waffen her? Warum gibt es Überschallflugzeuge? Gier und Hass des Menschen haben Folgen. Ist es also nicht unwahr zu sagen, dass sich ein unsichtbarer Schirm ausbreitet – der Schirm des nuklearen Terrors? Laut Roger L. Shinn, dem Autor von Tangled World, kann jede Stadt auf jedem Kontinent augenblicklich in einem Atompilz verschwinden.

Heutzutage ist der Mensch spirituell wegen seiner tiefen Verstrickung in wirtschaftlichen Unternehmungen nicht intelligent genug um die Menschheit und die Heiligkeit der Menschheit zu verstehen. Und er kann nicht verstehen, warum er von seinen Mitmenschen angewidert ist – warum er seine eigene Spezies hasst. In Übereinstimmung mit der Ermahnung des Vasettha Sutta aus dem Majjhima Nikāya können wir ohne jeden Zweifel zum folgendem Schluss kommen:

Es gibt nur eine Rasse auf der Welt, die menschliche Rasse. Es gibt nur eine menschliche Kaste auf der Welt, die menschliche Kaste.

Obwohl die Menschen falsche Ansichten, Ideen und Annahmen über Rassen- und Kastenunterschiede haben, so sind sie doch alle gleich vor dem moralischen Gesetz (Dhamma). Die Vernachlässigung des moralischen Gesetzes bedeutet der Verfall und die Zerstörung von allem. Es ist völlig klar, dass Kriegsspiele auf die Zerstörung des Menschen abzielen und das wiederum aufgrund des Mangels an Verständnis für den Dhamma.

Im Dhammapada finden wir finden wir die passendste Mahnung für die Kriegstendenzen und dem Hass des Menschen:

Hass wird in dieser Welt niemals durch Hass gestillt, 
Er wird nur durch Güte gestillt, 
Dies ist das ewige Gesetz.

Nahi verena verani - sammantidha kudacanam 
averena ca sammanti - esa dhammo sanantano

Wir sollten einen mütterlichen Affekt gegenüber Menschen und anderen Lebewesen haben. So wie eine Mutter auch bei Lebensgefahr über ihr eigenes und einziges Kind wacht, so sollten alle grenzenloses Mitgefühl gegenüber allen Wesen kultivieren. Es ist diese Einstellung, die alle politischen Führer in der modernen Welt kultivieren sollten – unabhängig ihres „ismus“ oder ihren Ideologien, sei es Kommunismus, Sozialismus, Marxismus oder Demokratie.

Geist ist hier von hoher Bedeutung, da er der Vorläufer von allem ist. Daher werden heute Güte und Mitgefühl für alle Mitbürger – unabhängig von verschiedenen Meinungen, Vorlieben, Gewohnheiten, Rasse, Religion, sozialer Stellung, moralischen Charakter usw. – dringend benötigt.

Überschallflugzeuge und nukleare Interkontinentalraketen bedienen sich nicht von selbst. Der Mensch bedient sie. Es sind die politischen Führer, die Befehle ausstellen und sie bedienen lassen. Sie haben auch Herzen und Gedanken, die geändert werden können und es ist nicht unmöglich dies zu tun. Das Problem besteht darin, dass sie nicht persönlich ihre Mitmenschen auf den Schlachtfeldern leiden sehen. Sie sehen nur die Statistiken und den Erfolg ihrer Ideologien, die sie anderen aufzwängen, und nicht die leidenden Menschen. Statistiken jammern nicht. Statistiken bluten nicht. Politische Führer halten ihre eigenen Meinungen sind richtig und das sie das Führen von Kriegen rechtfertigen.

Der indische Kaiser Aśoka sah selbst die Leiden, die auf dem Schlachtfeld von Kaliṅga abgerungen wurden, was seine Meinung änderte. Er gab es auf kriegerisch Gebietsgewinne zu machen und nahm die buddhistische Lehre an. Dadurch wurde eindeutig bewiesen, dass durch buddhistische Lehren Frieden erlangt werden kann und dass das keine bloße Theorie ist.

Nun gibt es viele andere vom Menschen gemachte Probleme in dieser postindustriellen Gesellschaft. Viele von ihnen stehen im Zusammenhang mit den natürlichen Ressourcen. Luftverschmutzung, Wasserverschmutzung, Landschaftsverschmutzung, Waldsterben, Überweidung, Überfischung, übermäßige Verwendung von Pestiziden, Verstädterung und übermäßige Industrialisierung sind einige von ihnen. Der Mensch verletzt seine eigene Umwelt, ungeachtet des Gesetztes der Natur oder Dhamma. Das ist die Folge der Kluft zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und ethischem Verständnis. Erkenntnis ohne ethische Grundlage ist blind. Es erzeugt schädliche Resultate für jede Gesellschaft. Daher ist hier ethisches Verständnis der wichtigste Faktor. Der Buddhismus würde sagen, dass wir eine freundliche Denkweise und eine Haltung der Heiligkeit gegenüber unserer Umwelt entwickeln sollten. Die Natur kümmert sich um alle menschlichen Wesen und daher kann man sie leicht als die heilige Mutter der Menschheit betrachten.

Dieses Konzept wurde durch die eigenen Taten des Buddha veranschaulicht. Während der zweiten Woche nach seiner Erleuchtung lehrte der Buddha leise eine große moralische Lektion für die Menschheit. Aus großem Dank dem Bodhibaum (ficus religiosa), der ihm bei seinem Bestreben nach Erleuchtung eine Zuflucht bot, setzte er sich für eine Woche mit einer bestimmten Entfernung vor dem Baum indem er ihn mit bewegungslosen Augen fixierte. Dies wird „animisalocana pūja“ genannt, womit uns der Buddha mit seinem Beispiel lehrte, dass die Natur zu respektieren sei und er betont, dass die Natur eine freundliche Haltung und tiefe Dankbarkeit seitens des Menschen verdient.

Unterernährung, Armut, Arbeitslosigkeit, mit Armut verbundener Kriminalität, mit Armut verbundene Krankheiten und andere sozioökonomische Probleme sind die Folgen fehlgeleiteten Wissens und dem Durst (taṇha) des Menschen. Schlechte Verwaltung erzeugt Unterernährung und Armut. Gesellschaftliche Kriminalität und bestimmte Krankheiten stehen in Bezug zu Armut. Sowohl diese chronischen sozialen Probleme als auch die in den letzten 50 Jahren hinzugekommenen sind durch Gier und Verblendung (lobha und moha). Mit anderen Worten: Der äußerste Egoismus des Menschen ist für diese Probleme verantwortlich.

Es scheint, dass die Lösung in der Veränderung der Herzen der Menschen liegt – es gibt keinen anderen Weg. Das Herz ist der Sitz von Emotionen und starker Gefühle. Ärger und Boshaftigkeit können durch die Beruhigung des Herzens (hadayassa santi) gekühlt werden. Der Buddhismus tritt als eine ethische Philosophie für die Praktik der Meditation ein. Buddhistische Meditation ermöglicht für Jemanden die Beruhigung des Herzens, Emotionskontrolle, Sinneskontrolle und daher Kontrolle der Wünsche und sie führt zu Einsicht (vipassanā), spirituelle Weisheit (paññā) und die Zerstörung der Verblendung. Daher ist die buddhistische Meditation fähig eine Lösung für fast alle Probleme und Verirrungen des modernen Menschen zu bringen (siehe Anhang II und III für Beispiele buddhistischer Meditation).

Literatur:

  1. Benz, E., Buddhism or Communism, London, 1966.
  2. The Dhammapada (Max Muller, ed.), verse no. 5, Delhi, 1965.
  3. Metta Sutta, Sutta Nipāta, P.T.S., London, 1965.
  4. Dharmasiri, G., Fundamentals of Buddhist Ethics, Singapore.