Der Begriff attha (skt. artha) hat im Pāḷi viele Bedeutungen, nämlich: Profit, Vorteil, Prosperität, Wohlfahrt, Wohlbefinden und Erfolg. Im allgemeinen umfasst attha als Erfolg die verschiedenen Aspekte der menschlichen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung wie Wirtschaft, Politik, Bildung, Gesundheit, Recht und Moral in der Gesellschaft. Es bezieht sich als wirtschaftliche Entwicklung und sozialer Fortschritt auf die harmonische Vereinigung aller obigen Faktoren und es trägt zu einem friedlichen Zusammenleben und Gedeihen eines Volkes bei.
Ein anderer Begriff, der sich auf den sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt des Menschen bezieht, kann im Pāḷi-Kanon gefunden werden, das ist atthacariya, nützliches, profitables Verhalten oder die sozio-ökonomische Umgebung des Menschen. Atthacariya saṃgaha vatthu).
Die vier Merkmale der Sympathie sind:
- Dāna – Wohltätigkeit, Großzügigkeit
- Peyyavajja – Freundliche Redeweise
- Atthacariya – Nützliches wirtschaftliches Verhalten
- Samanatatta – Gefühl vom Gutem für alle (sensus communis)
Diese vier wohlwollenden Praktiken sind für das Überleben einer gerechten Gesellschaft äußerst nötig. Sie sind nach dem Sigalovādasutta wie die Achsnagel eines fahrendem Wagens und daher mag Atthacariya oder nützliches wirtschaftliches Verhalten als ein sehr wichtiges Merkmal einer gut funktionierenden Gesellschaft betrachtet werden.
B. G. Gokhale weist nachdrücklich auf die Bedeutung von attha, und sagt: „Es wird auch verwendet um wirtschaftlichen oder weltlichen Nutzen und eine Philosophie der Wohlfahrt in der Welt miteinzubeziehen.“ Die Jātaka-Literatur verkündet, dass es sechs Wege oder „Tore“ (dvara) zu Attha gibt, nämlich gute Gesundheit, Tapferkeit, das Suchen des Rates der Alten, Schriftstudium, Wahrhaftigkeit und Nicht-Anhaften. Es ist äußerst klar, dass die Jātaka-Geschichten zum Streben nach attha durch Moralität ermutigen, indem sie lehren wie man sich für einen sozioökonomischen Nutzen verhält.
Von sehr früher Zeit an wurde artha (Sanskrit) als eine der vier brahmanischen Ideale (puruṣārtha) betrachtet, die andere drei sind kāma (Erfüllung von Wünschen), dharma (Erfüllung der Pflicht) und mokṣa (letzte Befreiung). In diesem Zusammenhang wird artha für materiellen Wachstum und Wohlbefinden, insbesondere Reichtum stehend, verstanden. Der Begriff artha hat im Sanskrit viele Bedeutungen, nämlich Vorteil, Reichtum, Substanz, Besitz, Nutzen, Opulenz und Geld. Im großem indischen Epos Mahābhārata wird es als eines der Ziele eines Staates erwähnt. Die Förderung von artha war Handel, Industrie und Landwirtschaft zu unterstützen durch die Entwicklung der natürlichen Lebensgrundlagen durch Landkultivierung, dem Bau neuer Dämme und Kanäle um Landwirtschaft vom Regen unabhängig zu machen, und durch die Förderung vom extensivem und systematischem Bergbau.
Es scheint einen Zusammenhang zwischen attha und dhamma (materielles Wohlbefinden und Rechtschaffenheit) zu geben. Ohne attha kann es dhamma nicht geben; ohne dhamma ist attha nutzlos und destruktiv für die Gesellschaft. Attha ohne dhamma führt zur Angst Reichtum zu verlieren, und führt so zu Neid, Stolz, Arroganz und Missbrauch von Reichtum, was zur Vernachlässigung und Missbrauch anderer führt, all dies führt wiederum zu Konflikt und Aggression. Dhamma ohne attha erzeugt Individuen, die nicht leben können, und die Ideale des Dhamma aufgrund schlechter Gesundheit, Sorge, Hilfslosigkeit und Mangel an Ressourcen nicht propagieren können. Kurz gesagt, attha verbunden mit dhamma erzeugt Stabilität und Sicherheit in der Gesellschaft.
Es muss hier erwähnt werden, dass laut den Jātakas die Hauptaufgabe der Minister im Unterweisen der Könige in attha (materieller Wohlstand) und dhamma (Rechtschaffenheit) besteht, die zusammen das gesamte Spektrum von Recht und königlichen Pflichten abdeckt (atthena dhammena anusasati). Daher ist es eindeutig, dass der Pāḷi-Begriff attha für den sozialen und ökonomischen Wohlstand der Menschen steht.
Buddhistische Lehren können grundsätzlich in zwei Teile geteilt werden, nämlich
- Elementare buddhistische Lehren: die vier edlen Wahrheiten, Karma, Nirwana, die Theorie der Kausalität, Wiedergeburt etc.
- Allgemeine zweitrangige Lehren: Gesellschafts- und Wirtschaftsphilosophie, Politische Philosophie etc.
Elementare buddhistische Konzepte beziehen sich auf die Realität des Menschen und sein weltliches und transzendentales Leben, wohingegen zweitrangige Lehren hauptsächlich zum weltlichem Leben und zur Gesellschaft gehören. Es muss hier erwähnt werden, dass zweitrangige Lehren, die die Sozial-, Wirtschafts- oder politischer Philosophie betreffen, über den ganzen Pāḷi-Kanon und seinem Kommentaren verteilt sind.
Es ist wahr, dass es keine separate Lehre der Ökonomie oder Politik in den kanonischen Texten des Buddhismus gibt. Aber die sozioökonomischen Lehren, die in den buddhistischen Lehrreden gefunden werden, haben ewigen Wert. Der griechische Philosoph Platon schrieb seine Republik und der antike indische politische Berater Kauṭilya schrieb sein Arthaśāstra. Platons Republik befasst nur mit den zeitgenössischen sozialen Bedingungen in Griechenland. Kauṭilyas Arthaśāstra ermangelt es an ethischen und spirituellen Werten. Aber die buddhistische sozioökonomische Philosophie ist zeitlos und hat keine Grenzen. Es ist hauptsächlich ein sozioökonomisches System, das auf eine ethische und spirituelle Philosophie gegründet ist. Wenn wir den buddhistischen Kanon sorgsam untersuchen, dann finden wir, dass es dort ethische Lehren gibt, die sich sowohl auf die Mikro- als auch auf die Makroökonomie beziehen, aber man muss hier erwähnen, dass buddhistische sozioökonomische Lehren in ihrer embryonalen Form gegeben werden.
Prof. Glen Alexander sagte, als er einen Artikel zur Ökonomie präsentiert: „ Heute, scheint es, wird Ethik ignoriert und das Rechnungswesen gefördert.“ Wenn die Ethik ignoriert wird, dann gibt es keine humanitären Werte. Dann wird die Ökonomie zu einer einseitigen Wissenschaft, die nicht auf die Probleme des modernen Menschen angewendet werden kann. Das Rechnungswesen gibt uns kein richtiges Bild der politischen oder sozioökonomischen Bedingungen, Armut oder menschlicher Gefühle. Der traditionellen Analyse zufolge ist die Ökonomie eine Wissenschaft von Reichtum, Verteilung und Austausch. Sie gibt ihre Priorität dem Reichtum, aber sie ignoriert das moralische Verhältnis zwischen den Menschen und dem Reichtum. „Buddhistische Ökonomie ist ein Versuch menschliche Werte in wirtschaftliche Aktivitäten zurückzubringen, um einen langen Nutzen für die Gesellschaft zu verfolgen“, sagt Prof. Alexandrin. Wenn wir den ethischen Faktor betonen, dann sind buddhistische Werte wichtiger in Bezug auf sozioökonomische Probleme. Die buddhistische kann hier ein Element des Buddha und ein Element des Dhamma in traditionelle Ökonomie, Ökonometrie und Planungstechniken einbringen. Prof. Glen Alexandrin sagt weiterhin: „Wir nennen unsere neue Version der Ökonomie 'buddhistisch', weil dieses Adjektiv genauso wie der Buddhismus selbst, als universal betrachtet werden kann.“
E. F. Schumacher bewundert die ethischen Werte der buddhistischen Ökonomie wie folgt: „Der Grundgedanke buddhistischer Ökonomie … ist Einfachheit und Gewaltlosigkeit. Aus der Sicht eines Ökonomen ist das Wunder der buddhistischen Lebensweise die vollkommene Rationalität seiner Methoden – erstaunlich kleine Mittel führen zu außergewöhnlich zufriedenstellenden Ergebnissen.“
Quellen:
- Rhys Davids, W. Stede (hrsg.): Pali-English Dictionary, Delhi 1993.
- Dīgha-Nikāya, Vol. III, London 1973. (Ausgabe der Pāḷi Text Society)
- V. Faustböll (hrsg.): Jātaka with Commentary, Vol. I, London 1990. (Ausgabe der Pali Text Society)
- Gokhale, B. G.: New Light on Early Buddhism, Bombay 1994.
- Pankaj, N. Q.: State and Religion in Ancient India, New Delhi 1993.
- Alexandrin, Glen und Barbara: Ethical Planning, Los Angeles 1982.
- Dhammajoti, Rev. B.; Alexandrin, G.: Labor and Production in Buddhist Economics, Eastern Economic Association, 13th Annual Convention.