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Kosmologische Erläuterungen des Buddhismus – Eine Einführung

  1. Nach den Lehren des Buddha wird das Nachdenken über die Welt als „loka-cintā“ bezeichnet. Aber die Menschen können kein vollständiges Wissen über die vier Wissensbereiche erlangen:
    • Die Sphäre, der Bereich oder Macht des Buddha(Buddha-visaya)
    • Die Sphäre meditativer Versunkenheit(Jhāna-visaya)
    • Die Sphäre des Karmas(Kamma-visaya)
    • Die Sphäre des Univerums(Loka-visaya)

Das bedeutet, dass vollständiges Wissen über diesen vier Sphären ist unmöglich und sie sind acinteyyāni — undenkbar. Obwohl wir bis zu einem gewissem Grad Wissen erlangen können, würde die Erforschung dieser Sphären nie enden. Sie sind undenkbar, unvorstellbar, unverständlich und undurchdringbar und sie überschreiten die Grenzen des Denkens.

Eine Einheit des Universums wird „loka“ oder „lokadhātu“ genannt und ein anderer Ausdruck für Universum im Pāli ist „cakkavāla“. Der Ausdruck „cakka“ (im Sanskrit „cakra“) bedeutet Rad, Zyklus oder etwas, das sich kontinuierlich dreht. Es gibt größere und kleinere Weltsysteme. Eine irgendwie größere Sphäre mag durch den Ausdruck „sabbaloka“ angedeutet werden.

„Kappa“ (Sanskrit: kalpa) bedeutet „Weltzeitalter“, es ist eine unwahrnehmbare lange Zeitdauer, ein Äon. Der Buddha erklärt:

Wie lange die Auflösung der Welt fortfährt, wie lange das Chaos, wie lange die Formation dieser Welt anhält, Ihr Mönche, so kann jemand kaum sagen, dass es so viele Jahre oder so viele Jahrhunderte oder Jahrtausende oder soviele hunderte Jahrtausende sind.i

Die Welt oder das Univerum hat folgende kappa oder evolutionäre Prozesse:

  1. Sanvatta kappa — das aufsteigende Äon oder der sich entfaltende Zyklus (oder sich vorwärts entwickelnd)
  2. Sanvattatthāyi kappa — die Zeitperiode nach dem aufsteigendem Zyklus oder die Fortsetzung
  3. Vivatta kappa — das absteigende Äon oder der sich zurück entwickelnde Zyklus (oder sich rückwärts entwickelnd)
  4. Vivattattāyi kappa — die Zeitperiode nach dem absteigendem Zyklus oder die Fortsetzung
  5. Sanvatta-vivatta kappa — eine Zeitperiode, in der die Entwicklung und Auflösung der Welt stattfindet, ein vollständiger Zyklusii

Diese Worte drücken eindeutig die Idee des ständigen Wandels aus — Entstehen und Vergehen. Manchmal finden wir vivatta im Sinne von Erneuerung und sanvatta im Sinne von Unterscheidung, wo wir die gegenteilige Bedeutung erwarten würden. Der Pāli-Begriff „lokantara“ bedeutet der Raum zwischen den einzelnen Welten.

Ziehen wir das Erscheinen eines Buddha in Betracht, so sind es fünf kappa:

  1. Sāra-kappa — Ein Buddha wird in diesem kappa geboren.
  2. Manda-kappa — Zwei Buddha werden in diesem kappa geboren.
  3. Vara-kappa — Drei Buddha werden geboren.
  4. Sāramanda-kappa — Vier Buddha werden geboren.
  5. Bhadda-kappa — Fünf Buddha werden geboren und das ist sehr selten.

Wir haben nun einen Bhadda-kappa und Gotama ist in dieser Zeitperiode der vierte Erleuchtete.iii

Der Buddha erklärte, dass es drei Arten von Universen gibt:

  1. Sahassi Cūlanikā lokadhātu 
    Das System der 1000 kleineren Welten. Es besteht aus 1000 Sonnen, 1000 Monden und 1000 bewohnte Orte.
  2. Dvisahassi Majjhimanikā lokadhātu 
    Zweitausend mittlere tausendfache Welten. Es besteht aus 1000 Sahassi Cūlanikā lokadhātu oder 1000 x 1000 kleinere Welten.
  3. Tisahassi Mahāsahassi lokadhātu 
    Das dreimal tausend mächtige tausendfache Weltsystem.Es besteht aus 1000 Dvisahassi Majjhimanikā lokadhātu oder 1000x1000x1000 kleinere Welten.iv

In einigen Stellen des Pālikanons und dessen Kommentaren finden wir den Pālibegriff dasahassi lokadhātu oder zehnmal tausendfache Weltsysteme, was wir nicht begreifen können.v

Der Buddha meisterte diesen Bereich des Wissens durch seine vollkommene Erleuchtung(loka thatāgatena abhisambuddho) und er ist auch der lokavidū oder Kenner des Universums.

Im Samaññaphalasutta finden wir Ausdrücke, die sich auf Raum (ākāsa) und die Kosmologie beziehen, wie:

  • Candaggaho — die Mondfinsternis
  • Suriyaggaho — Sonnenfinsternis
  • Nakkhattaggaho — Inbesitznahme eines Sternes (das Verschwinden eines Planetens)
  • Ukkapato — ein Meteor
  • Candimasuriyānam pathagamanam — die gewöhnlichen Laufbahnen von Sonne und Mond
  • Candimasuriyānam uppathagamanam — die ungewöhnlichen Laufbahnen von Sonne und Mond
  • Nakkhattānam pathgamanam — gewöhnliche Laufbahnen der Sterne/Planeten
  • Nakkhattānam uppathagamanam — ungewöhnliche Laufbahnen der Sterne/Planeten

Es gibt drei Arten von Buddha-khettas oder Buddhafelder:

  • Jātikkheta 
    Ein Universum in dem ein Buddha geboren werden kann. Dort kann es nur einen Buddha zur selben Zeit geben. Kein Buddha kann erstehen bis der Orden eines vorhergehenden Buddhas vollkommen von der Welt verschwunden ist. Wenn ein Bodhisattva in seinem letztem Leben von seiner Mutter empfangen wird, nachdem er einen göttlichen Ort (divya loka) verlassen hat, manifestiert sich in diesen Welten eine wundervolle Strahlung und diese 10000 Welten erzittern.
  • Ānakkheta 
    Der Bereich der Autorität und des Befehls des Buddha.
  • Visayakkhetta 
    Der Bereich der Weisheit des Buddha.

Obwohl die Texte des Theravada nur knappe Ideen enthalten, beinhalten die Texte des Mahayana-Buddhismus viel mehr Details. Mahayanatexte sprechen von unermesslichen Sternen und unzählbaren Galaxien. Das Mahāvastu erklärt, dass das Buddhakkhetta (Buddhafeld) entspricht 61 Milliarden Kosmen (61 x 10 000 000 000).

Das Mahā-Prajāpāramitā-sutra erwähnt Millionen Sonnen, Monde und himmlische Wohnstätte und es wird gesagt, dass ein Buddhakkhetta oder Buddhalokadhātu, der Bereich des Buddha entspricht den Sandkörner am Ufer des Ganges in Indien. Das Avatamsaka Sutra erklärt auch die Tausenden Weltsysteme. Die Mahayanatradition gibt uns hier Diskurse, die uns helfen das Universum zu verstehen. Ich nehme an, dass der Tag kommen wird, an dem moderne Kosmologen zu den antiken buddhistischen Texten greifen und dei Antwortn zu den Fragen des Universums finden werden.

  1. Angutara-nikāya, vol. IV, 156 and vol. VII, 62, P.T.S., London
  2. Anguttara nikāya, V01. 11, 142, P.T.S., London
  3. Buddhavansa Atthakathā, 158 f., P.T.S., London
  4. Anguttara-nikāya, V01. 1, 226, P.T.S., London;
  5. Samyutta-nikāya Atthakathā, Vol. II, 525, P.T.S., London
  6. Buddhavansa Atthakathā, f. 158, P.T.S., London