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Das Suka Jātaka und die Theorie vom Maßhalten beim Essen

Das Jātaka ist das zehnte Buch des Khuddhaka Nikāya im Sutta Piṭaka und es besteht aus besteht aus Geschichten früherer Leben des Buddha. Das Jātakabuch im Pālikanon enthält nur die Verse, aber es ist ziemlich sicher, dass diese Geschichten in Prosa ursprünglich durch mündliche Überlieferung vermittelt wurden. Jedes Jātaka enthält eine spirituelle, moralische, religiöse, philosophische, soziale, pädagogische oder psychologische Lehre. Die folgende Geschichte enthält eine moralische Lehre.

Das Suka (Suva) Jātaka

Einstmal als König Brahmadatta über Benares herrschte, wurde der Bodhisatta – jemand, der in einer zukünftigen Geburt ein Buddha wird – als Papagei geboren und wohnte in der Gegend des Himalaya. Er war König über mehrerer hunderte seiner Art, die meerwärts des Himalaya wohnten, und er hatte einen Sohn. Während der Sohn groß und stark wurde, erblindete der Vater. Papageien fliegen mit hoher Geschwindigkeit, daher sind die Augen im Alter als erstes geschwächt. Sein Sohn behielt die Eltern im Nest und er brachte ihnen Futter.

Eines Tages ging der junge Papagei zu den Ort, an dem er Futter fand, und lies sich auf der Bergspitze nieder. Dann sah er über den großen Ozean und erblickte eine Insel mit einem Mangohain mit süßen, goldenen Früchten. Am Tag darauf, zur Zeit des Futterholens, hob er in die Luft und flog zum Mangohain, wo er den Mangosaft leckte. Er nahm einige Früchte und brachte sie nach Hause zu seinen Eltern. Als der Bodhisatta es aß, erkannte er den Geschmack.

„Mein Sohn, ist das eine Mango jener Insel?“, benannte er es.

„So ist es, Vater!“ antwortete der junge Papagei.

„Papageien, die sich dorthin begeben, haben kein langes Leben, geh nicht wieder hin!“, sagte er.

Aber der Sohn hörte nicht auf ihn und ging wieder dorthin.

Eines Tages passierte es, dass er wie gewöhnlich kam und viel Mangosaft trank. Mit einer Mango im Schnabel überflog er den Ozean und erschöpfte sich mit dem langem tragen der Frucht und Schlaf übernächtigte ihm. Schlafend flog er weiter, aber die Frucht in seinem Schnabel flog heraus. Und allmählich verlor er an Höhe streifte die Wasseroberfläche. Ein Fisch fing und verschlang ihn. Als er zurück kommen sollte, kam er nicht und der Bodhisatta wusste, dass er ins Wasser gefallen sein musste. Darauf siechten die Eltern dahin und starben, weil sie keine Nahrung mehr bekamen.i

Maßhalten im Essen

Nachdem der Buddha diese Geschichte erzählte, sprach er in seiner vollendeten Weisheit:

Zu welcher Zeit der Vogel ohn' Überschuss isst,

Einen Weg er fand, seiner Mutter bringt das Fleisch.

Aber einmal vergaß er das rechte Maß,

Er fiel, ward nicht mehr gesehen.

Also sei nicht gierig, halte Maß in allen Dingen,

Sparsam sein ist sicher, Gier kommt vor dem Fall.

Der gelehrte Kommentator fügt die folgenden Strophen hinzu:

Sei maßvoll in fester und flüssiger Nahrung, 
Und dein Hunger wird befriedigt sein. 
Wer mit Umsicht ist, dessen Bauch ist nicht rund, 
Wird ein Eremit irgendwann. 

Vier oder fünf Schlücke dann ein Getränk, 
ist genug für jeden eifrigen Eremit. 
Ein sorgsam bescheidener Esser hat wenig Pein, 
Langsam alternd, wird sein Leben doppelt so lang sein.

Dieses Jātaka beinhaltet eine ideale Lektion für den modernen Menschen und seinen Essgewohnheiten. Die Menschen in den reichsten Ländern der Erde nehmen mehr tierische als pflanzliche Proteine zu sich und konsumieren zu viele gesättigte Fettsäuren. Dies ist schlecht für das Kreislaufsystem. Dagegen haben die Menschen in armen Ländern jeden Tag nicht genug zu essen. Diese ungewöhnlichen Verhaltensweisen sind unfreundlich, unpassend, unangenehm und extrem – entweder zu viel oder zu wenig Konsum. Diese Extreme sind schädlich für unsere Gesundheit. Daher ist der mittlere Weg der richtige.

Die Geschichte König Kosalas

Eines Tages ging König Pasenadi Kosala zum Kloster um dem Buddha im Anschluss eines freudigen Mahles seinen Respekt zu zollen. In Gegenwart des Buddha fühlte sich der König müde und wurde schläfrig. Dann sagte er zum Buddha:

„Ehrwürdiger, ich fühle mich sehr unwohl, seitdem ich gegessen habe.“

Darauf antwortete der Buddha:

„Oh ja König, Vielfraße leiden derartig.“

Daraufhin lehrte der Buddha den Vorteil der Bescheidenheit in der Ernährung.ii

Klassifizierung der Fresser

Der Kommentator zum Aṇguttara Nikāya gibt die folfgende extreme Klassifizierung der Fresser:

  1. āhārahatthaka – einer, der isst bis er mit der Hand hochgeholfen werden muss
  2. alaṃsātaka – einer, der isst bis der Lendenschurz nicht mehr sitzt
  3. tatthavattaka – einer, der rollen muss, wo er isst
  4. kākamāsaka – einer, der isst bis eine Krähe von seinem Mund pickt
  5. bhuttavamitaka – einer, der isst bis er kotztiii

Diese Leute erhalten niemals Zufriedenheit durch übermäßiges Essen, aber jedoch erstaunlicherweise fahren sie fort zu versuchen temporär ihre Gelüste in ihrem Geist zu befriedigen indem sie unkontrolliert essen.

Selbst wenn das übermäßige Essen nicht so extrem ist, wenn auch hier das Ergebnis nur ein leichtes Übergewicht sein mag, es ist ein ähnlicher Missbrauch der Ernährung als eine Methode die Begierden des Geistes zu befriedigen. Wenn man aufgrund übermäßigem Stress zu viel isst, dann ist es das gleiche Problem: der Versuch den Geist zu beruhigen – das Verlangen nach Frieden und Freude – durch Essen. Übermäßiges Essen kann auch eine Folge schlechter Angewohnheiten sein. Diese Angewohnheiten können sich während der Kindheit entwickeln, wenn die Eltern versuchen ihre Kinder mit Essen ruhig zustellen, wenn Eltern regelmäßig Snacks, fettreiches Essen, Fastfood oder Essen aus Langeweile erlauben, wenn sie zu große Teller servieren oder sonst irgendwie nachsichtig beim Essen sind.

Anstatt zu versuchen den Geist mit Nahrung zu befriedigen kann man den Geist mit Dingen beschäftigen und befriedigen, die anhaltenderen Frieden bringen: karitative und verdienstvolle Taten, wie die Hilfe für Bedürftige, dem Studium und der Praxis religiöser und spiritueller Lehren und Meditation. Indem man sich mit diesen Aktivitäten beschäftigt und glücklich damit ist, denkt man weniger übers Essen nach. Man sollte Nahrung als Medizin betrachten, die den Körper erhält mit einer Auswahl an Nahrungsmittel, die am heilvollsten und am nahrhaftesten sind und nicht einfach den Gaumen erfreuen.

Im Ganaka-Moggallana Sutta erklärt der Buddha die richtige Denkweise bezüglich Essensgabe:

„Kommt, Mönche, seid bescheiden beim Essen. Ihr sollt gesammelt essen. Nicht aus Freude, Genuss, persönlichen Reiz oder zur Verschönerung, sondern nur zum Erhalt des Körpers, um ihn zu erhalten...“iv

Daher sind Essen zur Freude, Genuss oder Bodybuilding – wenn der Körper nicht mehr zum Erhalt braucht – nach buddhistischer Lehre keine guten Angewohnheiten und können nicht rühmlich sein. Bescheidenheit im Essen führt zu einem gesunden, glücklichen und langem Leben.

  1. Suka Jataka, No. 255, Jataka vol. II, (V. Fausboll ed.) P.T.S. London.
  2. Samyutta Nikaya, Vol. 1, p. 81, P.T.S., London; Dhammapadatthakatha, Vol. III, P.T.S., London
  3. Anguttara Nikayatthakatha, Vol. I, p. 50, P.T.S., London.
  4. Majjhima Nikaya, Vol. III, P.T.S., London.